Das 4. Buch des Codex Calixtinus
Der Codex Calixtinus
Der aus dem Mittelalter stammende Codex Calixtinus (12. Jh.) ist der bekannteste Codex über die Wallfahrten zu Ehren des Heiligen Jakobus. Er enthält einen Führer über den Camino Francés und die erste polyphone Musik Europas. Heute wird er im Archiv der Kathedrale von Santiago de Compostela aufbewahrt.

Der Codex Calixtinus ist der bekannteste aus dem Mittelalter stammende Codex über die Wallfahrten zu Ehren des Heiligen Jakobus. Die aus fünf Büchern bestehende, im 12. Jahrhundert in Compostela erschienene Sammlung ist eine Zusammenstellung aller liturgischen Texte, Bräuche hinsichtlich des Heiligen Jakobus, Wunder und Erinnerungen an den Pilgerweg. Das Werk beginnt zu Zeiten von Diego Gelmírez (1100-1140), dem ersten Erzbischof von Santiago, und endet im Jahrzehnt zwischen 1170 und 1180 mit der Hinzufügung einiger Bögen mit Musikaufzeichnungen, bei denen es sich um die erste polyphone Musik Europas handelt.
Das 5. Buch ist das bekannteste, denn dort werden die Jakobswege in Frankreich und Spanien - die zwischen dem 10. und 12
Das 1. Buch ist eine Zusammenstellung liturgischer Texte, Messen, Ansprachen und Predigten zu Ehren des Apostels. Am bekanntesten ist die Predigt Veneranda dies, die viele Hinweise auf die Bedeutung der Pilgerreisen im Mittelalter gibt.
Das 2. Buch enthält eine Beschreibung der 22 bekanntesten Wunder, die dem Heiligen Jakobus zugeschrieben werden, und die sich auf dem Pilgerweg, dem Meer und in fernen Ländern zu getragen haben sollen.
Das 3. Buch behandelt die Überführung des Körpers des heiligen Jakobus von Jerusalem nach Galicien im bekannten Text der Translatio. Dort wird die Überfahrt des Leichnams des Heiligen über das Meer, das Einlaufen des Schiffes in Iria Flavia und die Bestattung in der Ädikula Compostelas beschrieben.
Das 4. Buch ist den Abenteuern Karls des Großen in Spanien gewidmet. Es handelt sich um einen literarischen Text im Stil der mittelalterlichen Heldenepen, in dem der Kampf des Kaisers der Franken und von Helden wie Roldán gegen die Muslime, die Entdeckung des Grabes des Heiligen Jakobus, die Errichtung der apostolischen Stadt und die Freigabe des Jakobswegs geschildert werden.
Das 5. Buch ist das bekannteste, denn dort werden die Jakobswege in Frankreich und Spanien - die zwischen dem 10. und 12. Jahrhundert angelegten Pilgerrouten nach Compostela - beschrieben. Der Text enthält zahlreiche Beschreibungen von Heiligtümern, Dörfern, Menschen, Speisen und verschiedene Gefahren, denen der Pilger auf seiner Reise ausgesetzt ist. Darüber hinaus werden auch die Stadt Compostela im 12. Jahrhundert und seine romanische Kathedrale beschrieben.
Ein sehr bedeutender Bestandteil des Werkes besteht in der dem Codex als Anlage beigefügten Musik. Nach einer zwei Jahrhunderte andauernden Suche bei den wichtigsten französischen Musikkapellen wurde damit begonnen, die Polyphonie in der Stadt des Apostels zu schaffen. Die Musik des Liber ist in einer Zusammenstellung von einundzwanzig Stücken enthalten, die die ersten Beispiele der europäischen Polyphonie darstellen. Vermutlich stammen diese Werke von französischen Musikern, die im Scriptorium der Kathedrale von Santiago beschäftigt waren. In der Werkstatt der Kathedrale waren ferner Bilderhauer, Baumeister und Gesellen angestellt.
Damit wird einmal mehr auf das hohe Niveau überregionaler Integration, die der Jakobsweg für den Westen und die kosmopolitische Kreativität der mittelalterlichen Stadt Compostela bedeutete, hingewiesen.
Von der autonomen Regierung Galiciens wurde beschlossen, die Aufnahme des Codex Calixtinus in das Verzeichnis des „Weltdokumentenerbes“ der UNESCO zum Schutze von Dokumenten und Büchern zu befördern.